Alt- Neuöttinger Anzeiger
Mittwoch, 20. Mai 2015
„Wir sind ja lernbereit, wir haben verstanden“
Verantwortliche des Wirtschaftsverbandes legen Erfolgsbilanz vor, räumen aber auch Handlungsbedarf ein
Über 200 000 Besucher beim Christkindlmarkt, gut 30 000 beim Klostermarkt, jeweils um die 20 000 beim Tilly- und beim Fastenmarkt, dazu der Kirta als
Publikumsmagnet, eine noch attraktivere Dultverlosung, 34 000 CityCards, die im Umlauf sind, und online der neue Altötting-Shop, wie er in weitem Umkreis
nirgendwo anders zu finden ist: Es war eine „Erfolgsbilanz quer durchs ganze Jahr“, die Reinhard Hofauer, der scheidende Vorsitzende, bei der Hauptversammlung des
Wirtschaftsverbandes vorlegte. Bei aller Freude darüber wurde aber auch mit Kritik nicht gespart: Sowohl seitens des Vorstandes als auch aus den Reihen der
Mitglieder wurden Verbesserungsvorschläge gemacht.
Hans Baumgartner, der letztmals als stellvertretender Vorsitzender das Wort ergriff, monierte etwa die mangelhafte Beteiligung der Geschäftsleute an den
verkaufsoffenen Sonntagen: „Es kann nicht sein, dass wir Werbung schalten, viele Leute kommen und dann vor verschlossenen Türen stehen, weil Läden zu haben.“ Es
seien nur einige, doch gehe das zu Lasten aller. „Wenn das langfristig so läuft, schrauben wird die Qualität zurück“ - eine Entwicklung, die man sich nicht
leisten könne.
Christkindlmarktauftakt:
Zurück zum Rathaus
Eine negative Anmerkung hatte Baumgartner auch zum Altötting-Shop. Auch wenn der in der Region einzigartig sei und „wir ringsum beneidet werden, weil wir das
hinbekommen haben“, sah er noch Handlungsbedarf. Zwar seien zwei Drittel „voll mit dabei“, das aber sei nicht ausreichend. Alle müssten mehr Angebote online
stellen und für mehr Wechsel sorgen. „Dieser Marketingaufgabe muss sich je-
der stellen“, forderte Baumgartner, sonst mache das an sich ausgezeichnete neue Instrument „Altötting nicht gerade berühmt“.
Als Referent für den Christkindlmarkt sah sich Baumgartner selbst mit einer Anmerkung konfrontiert. Luise Hell mahnte eine Änderung bei der Eröffnung der
Großveranstaltung an. Die Pilger aus Würzburg, Stammgäste im Advent, hätten den Glitzerregen vermisst. „Der hat gefehlt, kommt der wieder?“, wollte sie wissen.
Baumgartner bejahte das: „Das fahren wir wieder zurück, wir sind ja lernbereit, wir haben verstanden.“
Wieder geben werde es nicht nur den Sternenregen - die ganze Eröffnung wolle man von der neuen Bühne, wo sie 2014 erstmals in Szene gesetzt wurde, wieder zurück
zum Rathaus verlagern. Mit dem Abrücken davon habe man „ein Stück Marke aufgegeben“. Die Rückkehr sei zwar mit Mehrkosten verbunden, „aber der Christkindlmarkt
wird es uns danken“. Gemeint sein dürften damit vor allem die vielen Besucher der Eröffnung, die vergangenes Jahr das Geschehen nicht mitverfolgen konnten, weil
sie keinen bühnennahem Platz gefunden hatten. Denn auch das ist ein Vorteil des Rathauses: Der Auftakt ist dort nicht nur stimmungsvoller, sondern auch aus der
Ferne zumindest teilweise mitzuverfolgen.
Zur Shopping-Night, die auf der Kippe stand, die es aber nach ei-ner Umfrage unter den Geschäftsleuten in sechster Auflage - wenn auch unter anderem Namen - geben
wird, hatte Richard Mödl eine Anregung: „Quergänger“ seien es vor allem, die das Angebot annähmen, Besucher also, die parallel beim Klostermarkt seien. Dass der
schon geschlossen habe, während die Shopping-Night noch laufe, „das schaut ungut aus“, sagte Mödl und wollte wissen, wie es um die Chancen für eine Verlängerung
des Klostermarktes am Freitag bestellt ist. Christine Burghart, die neue Vorsitzende, sagte, für heuer sei nichts mehr zu machen, für 2016 werde man das Thema
aber auf die Tagesordnung nehmen.
„Neuötting hat
uns überflügelt“
Elisabeth Naue-Pflieger hakte bezüglich Fasten- und Tillymarkt nach. Diese seien prinzipiell zwar gut, der Nutzen für den Einzelhandel halte sich aber in Grenzen.
Nur derjenige am Tillyplatz und dessen Umgriff profitiere, nicht aber die Innenstadt als Ganzes: „Neuötting hat uns überflügelt.“ Den Vorschlag, die Neuöttinger
Straße stärker einzubeziehen oder die Märkte nach dem Vorbild des Stadtfestes als Ringveranstaltung zu organisieren, nahm Christine Burghart zur Kenntnis, warnte
aber davor, die Märkte auseinander zu reißen.
Welcher Weg auch immer in diesen Fragen eingeschlagen wird, in einem können sich die Verantwortlichen sicher sein: Die Stadt, die dem Wirtschaftsverband mit
Zuschüssen und Bauhofstunden ohnehin unter die Arme greift, wird ihn auch in Zukunft nach Kräften unterstützen, wie Bürgermeister Herbert Hofauer sagte, „weil wir
wissen, was ohne ihn alles nicht stattfinden würde“. - sh